Kontrastsehen
Um wahrgenommen werden zu können, muss ein Objekt entweder ausreichend groß sein oder einen genügend hohen Kontrast aufweisen. Zur Bestimmung des Sehvermögens eines Auges kann man daher wie oben erläutert den kleinsten Winkel ermitteln, unter dem ein visueller Stimulus erscheinen muss, damit er als solcher wahrgenommen wird (herkömmliche Visusbestimmung).
Alternativ kann man aber auch feststellen, wie hoch der Mindestkontrast sein muss, damit ein Objekt gesehen werden kann. Gegenstände können nur deshalb wahrgenommen werden, weil die Netzhaut in der Lage ist, die Leuchtdichten- und Farbunterschiede zwischen verschiedenen Bereichen des Objektes wahrzunehmen. Diese Unterschiede müssen so beschaffen sein, dass im Bereich der Netzhaut eine wahrnehmbare Differenz der Beleuchtungsstärke entsteht.
Überprüfung der Kontrastsehfähigkeit
Wenn man die Sehschärfe (Visus) einer Person mit den gleichen Optotypen, aber verschiedenen Kontraststufen prüft, so sieht man, dass die Visuswerte, die bei niedrigem Kontrast bestimmt wurden, geringer sind als jene, die bei hohem Kontrast ermittelt worden sind.
Die Optotypen einer horizontalen Reihe gehören der gleichen Visusstufe an, ihr Kontrast nimmt vom Maximalwert bis zu einem Minimalwert in kontinuierlichen Schritten ab. Wenn man die Optotypen nun betrachtet, wird deutlich, dass das kleinste erkennbare Sehzeichen mit Abnahme des Kontrastes immer größer wird. Die Kurve verdeutlicht die Beziehung zwischen erreichter Visusstufe und Optotypenkontrast.
Wenn bei unverändertem Kontrast die Stimulusgröße verändert wird, so bestimmt man den Visus auf verschiedenen Kontraststufen. Lässt man aber die Sehzeichengröße unverändert und reduzieren sich die Kontrastwerte, so wird die Kontrastempfindlichkeit untersucht.
Bei der herkömmlichen Visusprüfung wird das Sehvermögen anhand der Fähigkeit geprüft, kontrastreiche Objekte abnehmender Größe zu erkennen. Hierbei hat derjenige, der die kleinsten Objekte erkennen kann, das beste Sehvermögen.
Alternativ können aber auch Objekte beliebiger Größe dargeboten werden, bei denen man den niedrigsten noch wahrnehmbaren Kontrast bestimmt. Am besten sieht hierbei derjenige, der die höchste Kontrastempfindlichkeit hat.
Die Bedeutung dieser Untersuchung liegt darin, dass man im täglichen Leben nicht nur kleine Gegenstände und feine Details, sondern auch große Objekte mit niedrigem Kontrast erkennen muss. Die Bestimmung der Kontrastempfindlichkeit, insbesondere die Untersuchung der niedrigen Ortsfrequenzen, eignet sich daher besser als die Visusprüfung, um die Mobilität der Patienten im Raum zu beurteilen.
Ebenso eignet sie sich, um die Fähigkeit einzuschätzen, Gesichter oder Gegenstände bei reduziertem Kontrast zu erkennen, etwa im Nebel oder in der Dämmerung.